Groningen

Groningen
Groningen
 
['xroːnɪȖə],
 
 1) Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Norden der Niederlande, 168 800 Einwohner (städtische Agglomeration 210 200 Einwohner); katholischer Bischofssitz; Universität (gegründet 1614), Handelshochschule, Akademien für Baukunst und für bildende Künste, Museen; wichtiges Handels- und Industriezentrum, Sitz der Hauptverwaltung der Nederlandse Gasunie (niederländische Erdgasgesellschaft). Neben Nahrungsmittelindustrie (Zucker, Stärke) hat Groningen Metallverarbeitung sowie Textil-, Papier- und Elektroindustrie; in der Nähe Erdgasförderung. Verkehrsknotenpunkt, Verbindung zum Vorhafen Delfzijl durch einen 26,5 km langen Binnenkanal (Eemskanaal). Der Flughafen von Groningen liegt südlich der Stadt bei Eelde in der Provinz Drente.
 
 
Im Mittelpunkt der Altstadt liegt der Grote Markt mit dem klassizistischen Rathaus (1810 vollendet, moderner Anbau 1962), der Martinikerk (13. Jahrhundert, im 15. und 16. Jahrhundert umgebaut), einer dreischiffigen spätgotischen Kirche mit Fresken der Renaissance (1. Hälfte 16. Jahrhundert) und dem berühmten hohen Turm, dem Wahrzeichen der Stadt, sowie dem Goudkantoor, einem Renaissancebau mit Volutengiebeln, der 1635 als Steueramt errichtet wurde. Nahe der Martinikerk steht der Prinsenhof (15. Jahrhundert), ursprünglich Kloster, 1594 für den Statthalter erweitert, mit Sonnenuhr von 1730. Die Nieuwe Kerk (1660-64) in Form eines griechischen Kreuzes verfügt über eine einheitliche Ausstattung der Erbauungszeit, u. a. eine reich geschnitzte Kanzel. Am Vismarkt die Getreidebörse (1865), dahinter die gotische A-Kerk (Chor 1452). Neugotisch ist Sint Joseph (1886) von P. Cuypers. 1906 entstand die Synagoge (1981/82 restauriert, auch für Konzerte und Ausstellungen genutzt). Pieter Blom (* 1934) errichtete 1976-84 die Akademie für bildende Künste. Der Mailänder Architekt G. Grassi baute 1992 die neue Stadtbibliothek. Als auffallender dekonstruktivistischer Bau entstand 1992-94 das neue Kunstmuseum, entworfen von dem italienischen Designer und Architekten Alessandro Mendini unter Beteiligung der Architekten P. Starck aus Paris, Michele de Lucchi (* 1951) aus Mailand und der Wiener Architektengruppe Coop Himmelblau.
 
 
Das erstmals um das Jahr 1000 genannte Groningen, das Kaiser Heinrich III. 1040 dem Bischof von Utrecht als Landgut schenkte, entwickelte sich unter dessen Schutz zu einer Handelsstadt, die Mitte des 13. Jahrhunderts die bischöfliche Herrschaft abzuschütteln vermochte. Dank ihrer Handelspolitik konnte die Stadt (1282 Hansemitglied) ihre Eigenständigkeit zunächst auch auf das Umland (»Ommelanden«) ausdehnen, bis sie nach wechselvollen Kämpfen - Groningen kam 1499 unter die Herrschaft Herzog Albrechts von Sachsen - Kaiser Karl V. 1536 als Landesherrn anerkannte. 1580 fiel Groningen an die Spanier, wurde aber 1594 von Moritz von Oranien erobert und den Generalstaaten eingegliedert.
 
 2) Provinz im Norden der Niederlande, grenzt an Deutschland, 2 347 km2, 556 600 Einwohner; umfasst eingedeichtes Marschland (Polderland) und die Westfriesischen Inseln Rottumerplaat und Rottumeroog. Den Südostteil der Provinz nehmen heute kultivierte Torfmoore ein. Über 80 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche entfallen auf Ackerland (v. a. Anbau von Weizen, Zuckerrüben, Kartoffeln). Industriestandorte sind v. a. die Hafenstadt Delfzijl, Groningen, Hoogezand-Sappemeer und Veendam. 1959 wurde das große Erdgasfeld Slochteren entdeckt.
 
Die Provinz geriet früh unter den Einfluss der Stadt Groningen, deren Machtstellung sich u. a. im Stapelrecht äußerte. Die Provinz konnte zwar noch dem 1498 von Kaiser Maximilian I. eingesetzten Herzog Albrecht von Sachsen widerstehen, erkannte aber 1536 Kaiser Karl V. als Landesherrn an. 1579 trat sie ohne die Stadt der Utrechter Union bei.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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